Auf so einen Sonnenuntergang haben wir uns gefreut |
Genauso stand es auf der Speisekarte. Ich bin ein Fan von diesem italienischen Gericht, ich liebe das Olivenöl und noch mehr den roten Balsamico-Essig und das Basilikum könnte ich ohne Zutaten verschlingen, so gerne esse ich dieses Kraut.
Tomaten, Mozzarella, Basilikum |
In solchen Fällen rasten wir meistens irgendwo am Chiemsee. Wir haben da schon ein paar besonders schöne Plätzchen, die auch mit Erinnerungen an unsere ersten Dates verbunden sind. Gestern war Feldwies bei Übersee das Ziel auf unserer Heimfahrt. Da wollten wir zur Sundowner-Bar - haben da schon öfter den Sonnenuntergang betrachtet und einfach bei einem Gläschen Wein die Seele baumeln lassen.
Das wollten wir auch gestern, aber es war kein Platz mit ungestörtem Blick auf den See frei. Da wir auch Hunger hatten, wollten wir noch eine Kleinigkeit in dem gleich daneben liegenden Restaurant essen. Ein Salat ist gerade der richtige Abschluss für diesen sonnigen Tag und das Gläschen Wein genehmigten wir uns gleich zum Essen.
Und gleich an zweiter Stelle auf der Karte fand ich auch schon meinen Lieblingssalat - Tomaten, Mozzarella und Basilikum. Den Rest habe ich schon gar nicht mehr durchgelesen, weil ich genau wusste, dieser sollte es heute sein und kein anderer. Mein Schatz hingegen entschied sich für den Hirtensalat mit Käse und Oliven nebst eingelegten Paprika und Salatblättern.
Wäre die bessere Wahl gewesen, wie es sich bald herausstellen sollte.
Wäre die bessere Wahl gewesen, wie es sich bald herausstellen sollte.
Wir saßen einfach nur da und freuten uns schon auf das Essen.
Lange mussten wir nicht warten und wir sahen uns zwei liebevoll angerichteten Salattellern gegenüber. Die Tomaten meines Lieblings-Salates waren abwechselnd mit den Mozzarella-Scheiben in einem Kreis angeordnet und mit extrem klein geschnittenen Basilikum-Blättchen darüber (dachte ich zumindest). Ein wenig Öl, ziemlich hell für ein Olivenöl und äußerst sparsam danebengeträufelt, war ebenfalls zu erkennen. Von dunklem Balsamico-Essig keine Spur. In der Mitte waren ein paar Salatblätter wie in einem kleinen Körbchen. Optisch hat es schon was hergemacht, obwohl ich mir nicht unbedingt Salatblätter zu diesem Salat vorstelle.
Es bleibt aber jedem selbst überlassen wie er seinen Salat herrichtet und verziert, dachte ich und nahm gleich den ersten Bissen (hätte ich bloß vorher meine Brille aufgesetzt). Besonders schmeckte er nicht eher irgendwie komisch. Das Olivenöl wär schon nicht schlecht gewesen und ich fand auch der Balsamico-Essig gehört einfach dazu. Der fehlte komplett.
Habe es schon in vielen Restaurants oder Bistros probiert und die Zutaten waren immer die gleichen. Lediglich die Art und Weise wie diese auf dem Teller angeordnet oder wie sie geschnitten waren, variierte. Ich habe Tomaten und Mozzarella nicht nur in Scheiben, sondern auch klein gewürfelt bekommen, die Basilikum-Blätter waren mal ganz, dann wieder klein geschnitten, aber jedes Mal gab es Olivenöl und roten Balsamico-Essig dazu. Zur Garnierung gab es auch schon mal ein paar Pinienkerne oder es gab ein Balsamico-Pesto ... alles hatte trotz Mengen-Variation von Essig oder Öl, mehr oder weniger Basilikum-Blättern, den unverkennbaren Geschmack eines Tomaten-Mozzarella-Salates.
Was sich aber nach dem ersten Bissen in meinem Mund abspielte, lässt sich kaum in Worten fassen. Hätte ich nicht die Tomaten-Mozzarella-Scheiben auf meinem Teller gesehen, hätte ich schwören können es ist in Dill eingelegtes Irgendwas, denn man schmeckte und roch nur Dill ... und ich hasse Dill. Es erinnerte mich stark an ein fertiges Dressing für Salatgurken. Das hat auch immer so viel Dill drin und dieses Kraut riecht äußerst intensiv. Bei jedem Salat den ich mir bestelle, sage ich immer dazu, bitte ohne Dill. Aber wer denkt bei Tomaten-Mozzarella überhaupt an Dill?
Ich wollte den Salat schon zurückgehen lassen und einen neuen ohne Dill bestellen, da entschied sich mein Schatz dazu, mit mir zu tauschen. Er mag Dill und probieren geht über studieren. Vielleicht liegt es ja nur an meiner Aversion gegen Dill, dachten wir beide und tauschten ganz einfach unsere Teller.
Trotz seiner Liebe zu Dill hat er es aber nur auf eine Tomaten- und eine Mozzarella-Scheibe gebracht, dann musste auch er aufgeben. Es war unmöglich dieses Dill-Etwas zu essen. Basilikum war zwar angedeutet aber Dill definitiv dominant. Hinzu kamen noch die undefinierbaren Pulverbröckchen die genauso undefinierbar schmeckten, aber über dem Ganzen verstreut waren (Suppenpulver aus dem nicht gut verrührten Fertigdressing???).
Jetzt war's endgültig Schluss mit lustig. Wir haben den Ober hergerufen und ihm gesagt, dass wir das so nicht essen können. Sein Kommentar: "Diesen Salat gibt es schon immer so bei uns und bisher hat sich keiner beschwert", und als wir ihm sagten, er kann den Teller mitnehmen, vergewisserte er sich nochmals "Sie wollen den Teller wirklich zurückgehen lassen?", bevor er mit diesem wortlos verschwand.
Nachdem er einige Male ohne auch nur nachzufragen, ob wir vielleicht was anderes dafür haben möchten, an uns vorbeiging, haben wir ihn dann mit Müh und Not herwinken können und ihn gebeten doch den gleichen Salat, aber diesmal ohne den Dill zu bringen. "Geht nicht ist ein fertiges Dressing", war die kurze Antwort. "Diesen Salat gibt's nur so oder gar nicht", und schon war er wieder weg. Wahrscheinlich das fertige Dressing aus der Packung nur angereichert mit einem kleinen in winzige Fetzen geschnittenen Basilikum-Blättchen.
Dann winkten wir ihn erneut an den Tisch und fragten wie das nun ist, ob wir anstelle dieses nicht genießbaren Etwas, das wir ja zu mindestens 90% zurückgegeben haben, nicht doch etwas als Entschädigung bekommen könnten, denn kurz davor hat er uns schlicht und einfach gesagt - was bestellt ist muss auch bezahlt werden. Die Antwort blieb er uns erst mal schuldig und auf die Frage nach der Geschäftsleitung, hat er nur gegrinst und gesagt: "Da ist eh keiner da!"
Nach weiteren 10 Minuten kam er vorbei und hat uns dann als Entschädigung einen Kaffee oder Espresso angeboten, was wir dann letztendlich angenommen haben. Nachdem wir unseren nicht gegessenen Salat bezahlt haben, versprach ich ihm ganz bestimmt Werbung für diese gute Küche.
Wir genossen dann trotzdem noch den Sonnenuntergang, mein Schatz mit knurrendem Magen, auf der Sundowner-Terrasse und sind danach zurück zum Wagen. Auf dem Weg dahin sind wir an der Küche (auf der Rückseite des Gebäudes) vorbeigekommen und neugierig wie ich bin, habe ich durchs Fenster geschaut. Bei dem Koch wundert's mich nicht, dass Tomaten-Mozzarella-Basilikum zum größten Teil aus Dill bestehen. Die Flasche die er gerade an den Mund führte war kein Wasser oder Saft und auch keine Limonade. Ob es seine Erste oder Vielste war, kann ich nicht sagen, aber er erschrak sichtlich und stellte diese schnell beiseite, als er mich am Fenster bemerkte.
Es war aber nicht so sehr der Dill, der mich so sehr geärgert hat, der ist schließlich Geschmacksache, sondern dieses "Ist mir doch Wurscht"-Gefühl, das man uns entgegengebracht hat und man in keiner Weise auf die Wünsche des Gastes eingegangen ist. Nicht einmal eine Alternative hat man uns angeboten, lediglich als der Typ hörte, dass ich von der Presse bin, hat er mir mit der Rechnung eine Ferrero-Rocher Kugel mitgebracht. Natürlich habe ich sie gleich aufgemacht und probiert, ob nicht auch hier vielleicht Dill versteckt ist. ;-)
Was ich jetzt ganz genau weiß, obwohl der andere Salat gar nicht so schlecht war, in diesem Restaurant werde ich nie wieder speisen, denn wer weiß, vielleicht bekomme ich nächstes Mal auch einen Kaiserschmarrn mit Dill.
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